„Hanau liegt uns einfach!“, so lautete die knappe Analyse von Mannschaftskapitän Lukas Gümbel nach dem 36:31-Erfolg gegen die Brüder-Grimm-Städter. Trainer Axel Spandau ging dann doch etwas tiefer ins Detail: „Wir haben eine sensationelle 1. Halbzeit gespielt!“. Und in der Tat haben beide Handballexperten absolut recht. Es war der zweite – nicht erwartete – Erfolg gegen das Top-Team vom Main in 2024. Bereits Anfang Februar hatten die Mittelhessen beide Punkte aus Hanau entführt (34:31) und wenn man an diesem Spieltag zur Pause mit 22:12 in Führung liegt, muss wohl die Halbzeit „sensationell“ verlaufen sein.
Es war ein stimmungsvolles Hessenderby in der Dutenhofener Sporthalle. Weit mehr als 400 Zuschauer, darunter auch eine stattliche Zahl von Hanauer Fans, sorgten für eine tolle Kulisse. Unter dem Motto „HSG & Friends“ wurde den Gästen zudem ein attraktives Rahmenprogramm mit Verlosung, Handball-Disco und leckeren kulinarischen Spezialitäten geboten.
Doch zunächst stand klar der Sport im Vordergrund und das, was die Jungs in grün und weiß an diesem Abend zeigten, gehört sicherlich zu den besten Spielen ihrer Drittligazugehörigkeit.
Grundlage für den Erfolg war erneut die bockstarke Abwehr. Bereits in der Vorwoche hatte sich bei den Bergischen Panthern die offensive 3:2:1-Deckung als wirksames Mittel gegen einen wurfstarken Rückraum gezeigt und so startete man auch gegen Hanau in dieser Formation. Die Rechnung ging auf: die Abwehr war unglaublich schnell auf den Beinen und setzte die Hanauer Angreifer sofort unter Druck. Die Gäste konnten nur selten erfolgreiche Spielzüge ansetzen und der gefährliche Rückraum blieb blass. Die konzentrierte Defensive der Mittelhessen generierte zahlreiche Ballgewinne, die durch unsere flinken Außenspieler häufig in eigene Torerfolge umgemünzt werden konnten.
Tim Lauer hatte seine Farben mit 1:0 in Führung gebracht. Nach zwei tollen Treffern von Noel Hoepfner und einem glänzend abgeschlossenen Steal von Lukas Gümbel stand es bereits nach 5 Minuten 4:1 für die Hausherren. Hanau nutzte dann eine Überzahl, um auf 5:4 zu verkürzen. Gäste-Kreisläufer David Rivic blieb die Lebensversicherung seiner Mannschaft und war mit 8 Treffern auch der erfolgreichste Torschütze des Abends.
Danach spielte sich das Team von Axel Spandau und Eike Schuchmann in einen Rausch. Gestützt auf die umsichtige Abwehr bauten Tim Lauer und Leon Bremond die Führung auf 10:5 aus und zwangen Gäste-Coach Hannes Geist bereits nach 15 Minuten zur Auszeit.
Doch auch dadurch ließen sich die Mittelhessen nicht aus dem Flow bringen. Tizian Weimer und immer wieder Leon Boczkowski schraubten die Führung weiter in die Höhe und nach einem Doppelschlag von Leon Bremond zum 18:9 musste Hanau in der 26. Minute die nächste Auszeit nehmen. Die heimische HSG blieb dennoch weiter am Drücker. Colin Simon und Lukas Gümbel erhöhten auf 20:10 (28. Minute). 52 Sekunden vor dem Pausenpfiff nahm Axel Spandau dann auch erfolgreich seine Auszeit und in der verbleibenden Restspielzeit trafen dann Nico Scheibel und Colin Simon zum 22:12-Halbzeitstand.
Die Zuschauer, so sie denn Anhänger der Grün-Weißen waren, rieben sich verwundert die Augen, denn einen solchen Verlauf hatten wohl die wenigsten erwartet und das Attribut „sensationell“ war durchaus nicht unangemessen. Wie würden die Gäste nun in Halbzeit 2 hierauf reagieren?
Die Antwort von Hanau wurde schnell gegeben. Die Grimmstädter nahmen im Angriff ihren Torhüter heraus und suchten den Erfolg im 7:6. Der Plan schien auch zunächst aufzugehen, denn Hanau verkürzte innerhalb von 5 Minuten auf 23:16. Unsere junge Truppe ließ sich aber hierdurch nicht aus dem Takt bringen und bis zur 45. Minute blieb es bei einer beruhigenden 8-Tore-Führung. Phillip Opitz, Nico Scheibel und Lukas Gümbel konnten sich erneut in die Torschützenliste eintragen. „Luki“ war an diesem Tag in einer bärenstarken Verfassung. Der Kapitän ackerte vorbildlich in der Defensive, zog geschickt die Fäden im Spielaufbau, setzte seine Mitspieler mit genialen Pässen in Szene und strahlte überdies stets Torgefahr aus. Als Leon Bremond in der 53. Minute die Führung auf 32:23 ausbaute, war das Spiel zugunsten der Gastgeber entschieden. Ein paar technische Fehler in den letzten Spielminuten gaben den Gästen noch die Möglichkeit zur Ergebniskosmetik, aber dieses Hessenderby ging eindeutig an die Mittelhessen.
Die Analyse von Lukas Gümbel und Axel Spandau kann noch etwas ergänzt werden: bockstarke Abwehr, gute Torhüter und eine intelligente, durchsetzungsstarke Offensive ermöglichten diesen Erfolg!
Torstatistik:
Leon Bremond (7/2), Tizian Weimer und Leon Boczkowski (je 6), Noel Hoepfner und Lukas Gümbel (je 4), Tim Lauer (3), Nico Scheibel und Colin Simon (je 2), Madu Okpara und Phillip Opitz (je 1).