8 Spiele – 8 Siege, man kann wohl zurecht sagen, dass der TV Kirchzell in der Erfolgsspur war. Doch im letzten Spiel des Jahres brachte die junge Mannschaft der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen den Odenwald-Express zum Entgleisen und stoppte den Siegeszug des TVK. Mit einer konzentrierten und sehr disziplinierten Leistung setzte sich das Team von Axel Spandau und Eike Schuchmann in der Miltenberger Sporthalle mit 34:25 durch und sorgte damit für DIE Überraschung des Spieltags.
Die Sorgenfalten des Trainergespanns waren über die Woche noch tiefer geworden. Neben den Dauerverletzten Leon Boczkowski und Noel Hoepfner fielen überdies mit Leon Bremond und Matze Schwalbe zwei weitere Spieler der ersten Sieben verletzt bzw. erkrankt aus.
Erneut sprangen mit Finn Metzler, Felix Schneider und Alois Mraz Spieler aus dem Kader der Mittelhessen Youngsters in die Bresche und ergänzten das dezimierte Team.
Dennoch wollte sich die Mannschaft gegen die erfolgsverwöhnten Odenwälder nicht verstecken und sich bestmöglich aus dem Handballjahr 2024 verabschieden.
Die Mittelhessen agierten nahezu in der kompletten Spielzeit mit einer giftigen und leichtfüßigen 3:2:1-Abwehr. Diese taktische Maßnahme war ein Schlüssel zum Erfolg, denn der TVK-Angriff kam damit überhaupt nicht klar. Ein geordnetes Aufbauspiel der Hausherren wurde durch die umsichtige Abwehr der Grün-Weißen sofort unterbunden und die Angreifer auf Distanz gehalten. Der erste echte Treffer aus dem Rückraum sollte dem TVK erst in der 55. Minute gelingen. Der zweite Schlüssel für den Sieg trägt den Namen Finn Rüspeler. Wie bereits in der Vorwoche gegen Aldekerk zeigte Finn eine überragende Leistung und machte auch beste Einwurfchancen der Odenwälder zunichte.
Die Anfangsphase der Partie gestaltete sich abtastend und fehleranfällig. Leo Rettemeier, der nach seiner Kreuzbandverletzung immer besser ins Spiel kommt, hatte die Mittelhessen mit 1:0 in Führung gebracht. Kirchzell konnte danach durch seinen torgefährlichsten Spieler, Levgen Zhuk, mit 2:1 vorlegen, doch dies sollte die einzige Führung im gesamten Spiel bleiben.
Danach kam die HSG, gestützt auf eine bärenstarke Abwehr und einen phänomenalen Finn Rüspeler immer stärker auf. Treffer von Lukas Gümbel, Madu Okpara und Ben Lubbadeh sorgten für eine grün-weiße Führung. Phillip Opitz, der sagenhafte 10 Tore für seine HSG erzielte, zeigte sich auch als sicherer 7m-Schütze und Tizian Weimer fand auf Rechtsaußen immer wieder Lücken in der gegnerischen Deckung. So wurde die Führung sukzessive immer weiter ausgebaut und 5 Minuten vor dem Halbzeitpfiff stand es 14:9 für die Mittelhessen.
Knapp 90 Sekunden vor dem Seitenwechsel kochten plötzlich die Emotionen in der Miltenberger Sporthalle hoch. Was war passiert? Tizian Weimer hatte dem ukrainischen Top-Scorer der Odenwälder einen leichten Stoß versetzt und dieser wickelte sich in oscar-reifer Manier über einen Tisch im Seitenaus. Die beiden Unparteiischen, die bis dato eine gute Leistung geboten hatten, entschieden auf glatt Rot. Wenn ein solches Foul tatsächlich mit einer roten Karte hätte geahndet werden müssen, dann wären in jedem Spiel nach 90 Sekunden nur noch die Torhüter und die Schiedsrichter auf dem Feld. Manche Betrachter der Szene könnten nun konstatieren, Levgen Zhuk habe clever agiert – andere würden von einer groben Unsportlichkeit sprechen wollen. Wie dem auch sei, unser wieselflinker Rechtsaußen musste in der Folge das Spiel als Zuschauer verfolgen und Kirchzell verkürzte bis zur Halbzeit auf 12:14.
Wer aber dachte, dass nun die Moral der Grün-Weißen angeknackst sei, sah sich getäuscht. Auch im zweiten Durchgang agierte die U23 mit Entschlossenheit und Mut. Luki Gümbel, Ben Lubbadeh und ein Doppelschlag von Leonard Rettemeier sorgen bis zur 40. Minute für eine 21:16-Führung.
Die HSG kam nun immer stärker auf, agierte weiter konsequent in der Abwehr und setzte einen Nadelstich nach dem anderen. Treffer ins leere Kirchzeller Tor durch den umsichtigen Phillip Opitz, ein Gegenstoßtreffer nach Steal durch Lukas Gümbel in Unterzahl und „einfache“ Treffer aus dem Rückraum verunsicherten die Gastgeber mehr und mehr.
10 Minuten vor Spielende stand es bereits 28:20 für die Mittelhessen, 5 Minuten vor dem Abpfiff war die 10 Tore-Marke geknackt und der Sieg in mehr als trockenen Tüchern.
Natürlich gab Axel Spandau nun auch den A-Jugendlichen ihre Einsatzzeiten und die jungen Wilden machten erneut ihre Sache außerordentlich gut. Den Schlusspunkt einer überraschenden Partie setzte Colin Simon mit dem 34:25-Endstand kurz vor dem Abpfiff.
Mit einer positiven Punktebilanz (16:14) geht die U23 in die Weihnachtspause. Der 8. Tabellenplatz ist – auch eingedenk der anhaltenden Verletzungsmisere – mehr als respektabel.
Das nächste Spiel der Grün-Weißen ist dann am 11. Januar 2025. In eigener Halle empfängt das Team dann die Mannschaft des TV Mundenheim.
Torstatistik:
Phillip Opitz (10/3), Lukas Gümbel (7), Ben Lubbadeh und Leonard Rettemeier (je 4), und Tizian Weimer (3), Tim Lauer (2), Madu Okpara, Felix Schneider, Colin Simon und Nico Scheibel (je 1)