Ein 7m-Tor in der allerletzten Spielsekunde entschied das Match zwischen dem Longericher SC und der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen. Nach aufopferungsvollem Kampf mussten sich die Mittelhessen am Ende knapp mit 30:29 gegen das Team aus dem Kölner Norden geschlagen geben. Und es war ein Wechselbad der Gefühle und Hochspannung über 60 Minuten, was beide Mannschaften ihren Fans in der LSC Arena boten.
Das Team von Axel Spandau und Eike Schuchmann war mit großen Personalsorgen in die Metropole am Rhein gereist. So fehlte neben den Langzeitverletzten Leon Boczkowski und Noel Hoepfner auch noch Routinier Leon Bremond. Da auch die Mittelhessen Youngster am gleichen Tag im Einsatz waren, konnten auch von der A-Jugend die Lücken nicht geschlossen werden und so ging die U23 mit nur 10 Feldspielern in die Partie gegen den körperlich wesentlich stärkeren Tabellendritten.
Doch die Mannschaft startete mit großer Disziplin, Geduld und Einsatzfreude in die Begegnung. Phillip Opitz, mit 8 Feldtoren und 4 verwandelten Siebenmetern bester Werfer der Grün-Weißen, hatte seine Farben mit einem Doppelpack in Führung geworfen. Matze Schwalbe, erneut Phillip Opitz und Lukas Gümbel bauten die Führung bis zur 8. Minute auf 6:3 aus. Tizian Weimer erhöhte nach einem Zuckerpass von Luki Gümbel gar auf 7:3 und in der LSC Arena hörte man nur die HSG-Fans jubeln (ein Dankeschön geht an dieser Stelle an die lautstarke Unterstützung durch die weibliche B-Jugend der HSG Kleenheim-Langgöns, die kurz zuvor an gleicher Stelle erfolgreich ihr B-Jugendbundesliga-Spiel absolvierte). In der Folgezeit leisteten sich die Mittelhessen aber ein paar Fehler zu viel: mal fand der Pass nicht die Anspielstation, mal wurden schlechte Wurfentscheidungen getroffen und diese Geschenke nahmen die Gastgeber dankbar an, um wieder ranzukommen. In der 19. Minute erzielte Longerich den 11:11-Ausgleich. Die HSG besann sich dann wieder auf ihre Stärken: 2 weitere Tore von Phillip Opitz und einem Gegenstoßtreffer von Tizi Weimer nach Steal durch Lukas Gümbel brachten bis zur 22. Minute wieder eine 3-Tore-Führung und zwang Longerich in die Auszeit. Die Ansprache vom Kölner Trainer trug Früchte und Longerich schaffte nicht nur den Ausgleich, sondern ging beim 15:14 in der 29. Minute erstmals in Führung. Auch in dieser Phase profitierten die Gastgeber von einigen Unzulänglichkeiten im grün-weißen Aufbauspiel. Leo Rettemeier glich kurz vor dem Halbzeitpfiff zum 15:15 aus, doch mit der Schlusssirene konnte Longerich noch das 16:15 erzielen. Für unsere junge Truppe war die Pause dringend nötig, denn das Spiel gegen die äußerst robuste und körperlich sehr präsente Abwehr hatte schon erkennbar viele Körner gekostet.
Das spürte man auch zu Beginn des zweiten Durchgangs. Longerich startete stark und binnen 6 Minuten stand es 21:17 für die Gastgeber. 2 Turbo-Tore von Tizian Weimer innerhalb von 13 Sekunden (!) brachten die Mittelhessen wieder auf Schlagdistanz heran (21:19; 38. Minute), aber die Kölner Antwort kam prompt: 2 Minuten später war die 4-Tore-Führung wieder hergestellt. Zudem hatten die Grün-Weißen einen weiteren Nackenschlag zu verkraften: Nico Scheibel zog sich eine Knöchelverletzung zu, konnte fortan nicht mehr eingesetzt werden, so dass sich die Last des Spiels auf noch weniger Schultern verteilte.
Dennoch steckte die junge Mannschaft aus Hessen zu keinem Zeitpunkt auf und nahm den Kampf an. Angetrieben vom unermüdlich rackerten und mit sehr viel Übersicht agierenden Lukas Gümbel setzten die Gäste spürbare Nadelstiche. Mit traumhaften Anspielen brachte der Kapitän seine Mitspieler immer wieder in gute Wurfpositionen und mit ein wenig mehr Fortune im Abschluss, hätte das Spiel schon früher eine andere Wendung nehmen können. So blieb aber Longerich weiter in Führung und beim Stande von 28:24 und einer Zeitstrafe gegen Matze Schwalbe ging es in die Chrunchtime der Partie. Spieler und Material waren erkennbar am Limit und doch sollte es in der LSC-Arena noch einmal richtig spannend werden. Ben Lubbadeh verkürzte auf -3 (56:11), Tizian Weimer auf -2 (56:57) und plötzlich wurde Longerich nervös! Per 7m schaffte Phillip Opitz dann den Anschlusstreffer (58:14) und Ben Lubbadeh gar den 29:29-Ausgleich (59:12). Gut 45 Sekunden sind im Handball eine lange Zeit, aber Köln war clever genug, Zeit von der Uhr zu nehmen. 18 Sekunden vor dem Abpfiff nahm Longerich seine letzte Auszeit und mit dem folgenden Spielzug zogen die Gastgeber eine Sekunde vor Schluss einen 7m gegen die HSG. Longerichs bester Werfer, Lukas Martin Schulz, ließ sich diese Chance nicht entgehen und verwandelte unter dem Jubel der LSC-Fans sicher zum 30:29. Nun standen die HSG-Recken – trotz einer beeindruckenden Moral – mit leeren Händen da, aber dennoch nötigt dieses Spiel größten Respekt ab. Die blutjunge Mannschaft hat alles gegeben, mit Engagement und Leidenschaft bis zum Schluss gekämpft und den Tabellendritten an den Rande einer Niederlage gebracht.
Torstatistik:
Phillip Opitz (12/4), Lukas Gümbel und Tizian Weimer (je 5), Matze Schwalbe und Ben Lubbadeh (je 2), Nico Scheibel, Madu Okpara und Leo Rettemeier (je 1)