"Mit dem Punkt", ordnete Trainer Thomas Weber ein, "kann ich leben." Weniger jedoch mit dem, was seine Mannschaft defensiv fabrizierte. Die Deckungsarbeit wurde von beiden Teams sträflich vernachlässigt, insgesamt 68 erzielte Treffer sprechen Bände. "Mit dem Abwehrverhalten bin ich nicht zufrieden", kritisierte der HSG-Coach.
   Wetzlars Matchplan sah vor, das rasante und wuchtige Umschaltspiel des TV Gelnhausen frühzeitig auszubremsen. "Wir wollten uns sofort nach Überqueren der Mittelinie umdrehen und die Spieler annehmen, um das Tempo rauszunehmen", erklärte Weber. Eine gute Viertelstunde lang klappte das ziemlich gut. Deshalb hatten die Grün-Weißen zunächst Vorteile. Rechtsaußen Timo Ludwig warf zur 5:2-Führung (7.) ein, Rückraum-Shooter Torben Waldgenbach stellte auf 9:6 (15.).
  Nimmt Maß: Ian Weber (l.) von der HSG Wetzlar U 23 zieht ab, Gelnhausens Ante Simic kommt zu spät. Foto: Florian Gümbel
In der Folge schaffte es der Aufsteiger jedoch nicht mehr, die schnelle Mitte oder den Gegenstoß des Gegners zu unterbinden. Die Weber-Sieben attackierte die körperlich deutlich überlegenen Gelnhäuser zu spät und wurde regelmäßig überrannt. Da halfen auch alle Appelle von der Seitenlinie nichts. "Warum wir das dann nicht mal mehr phasenweise hinbekommen haben, kann ich nicht begreifen", haderte der Coach, in dessen Team der seit Ende Oktober ausgefallene Rechtsaußen Tim Rüdiger sein Comeback gab. Der Vorsprung war beim 9:9 (17.) dahin, zur Pause lagen die Gastgeber schließlich mit 17:18 im Hintertreffen.
Doch während die Abwehr schwächelte, wusste zumindest der Angriff zu überzeugen. Wetzlar agierte diszipliniert, geduldig und mit viel Bewegung, erspielte sich immer wieder beste Einwurfgelegenheiten. TVG-Keeper Marius Reich, in der Vorwoche aufgrund enormer Verletzungssorgen zwischen den Pfosten kurzfristig vom Bezirksoberligisten TV Flieden verpflichtet, war zumeist machtlos.
   So blieb es das Hessenderby auf Augenhöhe, die Führung wechselte munter und hin her. Wenn dann auf beiden Seiten einmal die Möglichkeit bestand, sich etwas abzusetzen, blieb dies stets ungenutzt. Fast symptomatisch, dass Wetzlar dann auch die letzte Chance zum Sieg ausließ: Mit einem zusätzlichen Feldspieler verlor Gelnhausen den Ball, doch der weite Wurf aufs leere Tor landete neben dem Gehäuse.
 Wetzlar U23: Kaiser, Cvetkovski - Wallwaey (3), Gümbel (7), Lindenstruth (1), Ian Weber (2), Schwalbe (1), Hadzic (3), Tim Weber (1), Okpara, Waldgenbach (4), Rüdiger (4/3), Ludwig (5), Weinandt (3).
Gelnhausen: Marcel Mocken, Reich - Schreiber (6/1), Jacob (2), Jannik Mocken (7), Simic, Kulenovic (2), Bechert (1), Pape (2), Malolepszy (3/2), Botzenhardt (1), Marquardt (2), Eurich (4/1), Müller (4).
Schiedsrichter: Becker/Nickel (Pfungstadt) - Zuschauer: 341 - Zeitstrafen: Wetzlar U 23 drei (Ian Weber, Schwalbe, Ludwig), Gelnhausen vier (Schreiber, Kulenovic, Botzenhardt zwei).