Der Sprecher auf Sportdeutschland.TV hatte mit seiner Bemerkung: „Krefeld spielt heute gefühlt gegen eine halbe A-Jugend“ den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Team von Axel Spandau reiste mit gerade einmal 13 Spielern zum Tabellenzweiten an den Niederrhein. Die Ausfallliste wurde über die Woche länger und länger und so musste gegen die körperlich deutlich überlegenen Krefelder ein ganz besonderer Matchplan entworfen werden – und der überraschte den Favoriten anfangs total.
Die Spandau-Sieben startete mit einer offensiven 3:3-Deckung in die Partie. Damit hatten die Gastgeber wohl gar nicht gerechnet und es entwickelte sich eine wilde, torreiche Begegnung. Lukas Gümbel und Leon Boczkowski brachten ihre Farben bis zur 5. Minute durch Stemmwürfe und geschicktes 1:1-Spiel immer wieder in Führung. Die Schiedsrichter fuhren über das gesamte Spiel konsequent eine enge Regelauslegung und in der Folgezeit hagelte es eine ganze Reihe Zeitstrafen und mitunter war es ein Spiel 4 gegen 4. Doch unsere junge U23 ließ sich dadurch keineswegs beeindrucken. Lukas Gümbel und Leon Boczkowski setzten immer wieder durch geschickte Anspiele die Außenspieler gekonnt in Szene und so verwundert es nicht, dass die beiden Youngster Phil Spandau und Tizian Weimer mit 7 bzw. 5 Treffern zu den erfolgreichsten Werfern ihrer Mannschaft zählten. Die Begegnung blieb völlig ausgeglichen (10:10, 20. Minute), doch dann schien das Pendel langsam in Richtung der Mannschaft in grün und weiß umzuschlagen. Nachdem Phil Spandau das 12:10 markierte, zog Krefelds Trainer die Notbremse und bat sein Team zur Auszeit. Nach dem 13:11 durch Noel Hoepfner hätten die Mittelhessen gar auf 3 Tore vorlegen können, doch der Angriff blieb erfolglos und bis zur 29. Minute konnte Krefeld nicht nur ausgleichen, sondern ging mit 14:13 in Führung. Eine Sekunde vor dem Halbzeitpfiff gelang Tizian Weimer der Ausgleich und die Seiten wurden gewechselt.
Sicherlich rieben sich so manche Zuschauer in der Krefelder Glockenspitzhalle über den Spielverlauf der ersten Halbzeit verwundert die Augen. Krefeld hatte an gleicher Stelle eine Woche zuvor mit 20 Toren Differenz Ratingen aus der Halle gefegt und nun mühte sich ihr top-besetztes Team gegen eine dezimierte mittelhessische Mannschaft derart ab.
Tizian Weimer war es dann auch, der den ersten Treffer im zweiten Durchgang markierte. Das Spiel blieb weiterhin völlig ausgeglichen. Eine 2-Tore-Führung der Gastgeber wurde durch Leon Boczkowski und Matze Schwalbe wieder egalisiert. Der Letztgenannte überzeugte dann auch als 7m-Vollstrecker vom Punkt und Lukas Gümbel brachte bis Mitte der zweiten Halbzeit seine Farben wieder mit 22:20 in Führung. Man merkte in den Folgeminuten aber zunehmend den erheblichen Kräfteverschleiß bei den Mittelhessen. Die Angreifer mühten sich an der nun kompakt stehenden Abwehr ab, Konzentrationsfehler schlichen sich ins Spiel und der Torhüter der Krefelder wehrte einige Würfe der Gäste erfolgreich ab. Sein Drittliga-Debüt gab im Tor der HSG Luis Wehrum. Der A-Jugendliche verschaffte Marius Göbner so ein wenig Zeit zum Durchschnaufen. Marius war die komplette Trainingswoche krankheitsbedingt ausgefallen und es war fraglich, ob er die Reise ins Rheinland wird mit antreten können. Beide, Luis und Marius, gebührt ein besonderes Lob, dass sie sich in den Dienst der Mannschaft gestellt haben und beide machten ihre Sache wirklich gut.
Mit dem 23:22 für Krefeld ging es in die Chrunch-Time der Partie. Den Gastgebern gelang nun (fast) alles, während den Grün-Weißen die Körner im Tank auszugehen schienen. Mit dem 27:23 in der 55. Minute zugunsten der Gastgeber nahm es den Anschein, dass das Spiel den erwarteten Ausgang bekommen würde. Doch es kam völlig anders! Eine aufmerksame Abwehr generierte Ballgewinne und Phil Spandau traf binnen 35 Sekunden 2 Mal und verkürzte auf 27:25. Die letzten 3 Minuten entwickelten sich zu einer reinen Nervenschlacht. Axel Spandau ließ nun eine offene Abwehr spielen und das mit Erfolg. Der 5. Treffer von Tizian Weimer brachte den Anschluss auf 28:27. Krefeld ging erneut mit 2 Toren in Führung, aber gut eine Minute vor Schluss markierte Phil Spandau das 29:28. Knapp eine Minute vor dem Abpfiff erhöhte Krefeld wieder auf +2, doch Lukas Gümbel verkürzte 20 Sekunden vor dem Schluss auf 30:29. 13 Sekunden vor Spielende nahm Krefelds Trainer seine letzte Auszeit und mit der Routine einer Klasse-Mannschaft spielten die Rheinländer die verbleibende Zeit herunter.
Schade, schade. Letztlich ohne etwas Zählbares, aber ob ihrer Leistung nicht unzufrieden, traten die völlig ausgepumpten Spieler die Rückreise in heimische Gefilde wieder an.
Torstatistik:
Phil Spandau (7/1), Tizian Weimer und Leon Boczkowski (je 5), Lukas Gümbel (4), Matze Schwalbe (4/2), Noel Hoepfner (3), Marvin Lindenstruth (1)