DUTENHOFEN (flo). Rückraum-Torjäger Ian Weber weg, Torhüter Anadin Suljakovic weg, Rechtsaußen Kevin Kunzendorf weg. Der Wegfall dreier Stammkräfte warf natürlich die Frage auf: Droht den Drittliga-Handballern der HSG Wetzlar U 23, die zwischenzeitlich vor dem erzwungenen Gang in die Oberliga standen, der große personelle Aderlass? Darauf deutet dieser Tage nichts hin. Stattdessen ist den Verantwortlichen ein wahrer Coup geglückt: Rückraum-Ass Torben Waldgenbach hat seinen Vertrag um ein Jahr verlängert.
"Viele haben gesagt, dass wir Torben nicht halten werden können", erinnert sich Andreas Klimpke. "Aber es war uns ganz wichtig, ihn weiter an uns zu binden. Dass uns das gelungen ist, ist ein Meilenstein", freut sich der 47-Jährige, der Ende Februar als hauptamtlicher Jugendkoordinator bei der HSG Wetzlar ausgeschieden ist. Hauptberuflich ist er seitdem zurück in der Baubranche und nun für die Unternehmensgruppe von HSG-Aufsichtsrat Martin Bender tätig.
Um den leistungsorientierten Nachwuchs kümmert sich Klimpke dennoch weiterhin, beim TSV Dutenhofen ist er auf Teilzeitbasis angestellt. In dessen Geschäftsstelle ist der frühere Bundesligaspieler an zwei Abenden sowie freitags zugange. Eine der vielen Aufgaben in den vergangenen Wochen: die Zusammenzustellung des U 23-Kaders. Waldgenbachs Verlängerung ist da freilich nur ein erstes Resultat. Jedoch eines, das Optimismus schüren soll und als Zeichen für die Ambitionen des Drittligateams taugt. "Die Qualität, die uns durch den Abgang von Ian Weber verloren geht, müssen wir auf mehrere Schultern aufteilen. Da ist Torben ein ganz wichtiger Baustein", befindet Klimpke.
Und was sagt Waldgenbach, der zugunsten eines Verbleibs in Wetzlar mehrere Zweitliga-Anfragen ausschlug, selbst? "Ich hatte zwar gute Angebote, aber es gab viele Gründe, zu bleiben. Aus sportlicher und universitärer Sicht, aber auch, weil Dutenhofen meine zweite Heimat geworden ist." Die Offerten anderer Clubs hat sich der wurfgewaltige und dynamische Halblinke allesamt angehört. "Aber ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass Wetzlar für mich die beste Option fürs nächste Jahr ist."
Dort ist der 21-Jährige, der 2018 nach einjähriger Stippvisite beim Drittligisten TV Hochdorf zu den Grün-Weißen zurückkehrte, im Team von Neu-Coach Gennadij Chalepo als absolute Führungskraft eingeplant. "Bei uns wird Torben auf jeden Fall die Spielpraxis bekommen, um nach seinem Kreuzbandriss wieder ganz zu alter Stärke zurückzufinden", bekräftigt Jugendkoordinator Klimpke.
Möglich ist, dass Waldgenbach ein Zweitspielrecht für einen Zweitligisten erhalten wird. "Es gibt Interessenten dafür, aber fixiert ist noch nichts", erklärt Klimpke. Zum erweiterten Erstligakader der Wetzlarer wird der gebürtige Koblenzer nach dem aktuellen Stand der Dinge in der nächsten Saison nicht mehr zählen.
An eine Wiederaufnahme des Drittliga-Spielbetriebs in dieser Spielzeit glaubt Waldgenbach indes nicht. "Ehrlich gesagt: Ich hoffe es auch nicht", so der Rückraumakteur. Denn: "Nach fünf, sechs Wochen, in denen wir nur laufen gehen konnten, hat man einen Fitnesszustand, mit dem man nicht nach einer halben Woche Training aufs Spielfeld zurückkehren sollte. Das fände ich für uns Spieler gefährlich."
24.04.2020