Dieser war einmal mehr ein Beweis dafür, dass die jungen Wilden der Grün-Weißen für frischen Wind sorgen. Was auch an den innovativen Ideen von Trainer Thomas Weber liegt.
Mut zu Experimenten ist für den Aufsteiger in dieser Saison einer der maßgeblichen Erfolgsfaktoren. Der ThSV Eisenach und die SG Nußloch waren bereits über nicht alltägliche Defensivansätze der Wetzlarer U 23 gestolpert. Nun reihte sich auch Leutershausen in diese Liste ein. Dass sich U 23-Coach Weber für diese Aufgabe wieder eine besondere Variante einfallen lassen würde, war absehbar - für die Nordbadener aber dennoch nicht lösbar.
   Zwei Rückraumakteure der Gäste wurden dauerhaft extrem offensiv gedeckt, der siebte Feldspieler war die logische Schlussfolgerung und Teil des Plans. "Auf das Sieben-gegen-Sechs haben wir uns besonders gut vorbereitet, uns verschiedene Szenarien zurechtgelegt und besprochen, wie wir das verteidigen", erklärte Weber. "Wichtig ist, dass die Jungs hinter dem System stehen, dass sie davon überzeugt sind", so Wetzlars Trainer. Die entwickelte Idee ging jedenfalls optimal auf. Deshalb gelang es den Domstädtern, die Begegnung von Anfang an ausgeglichen zu gestalten. Zur Pause führte Wetzlar knapp mit 14:13.
Nach Wiederbeginn allerdings zündete der Liganeuling ein wahres Feuerwerk. Mit herausragender Deckungsarbeit brachte der amtierende Hessenmeister Leutershausens Angriffsspiel nicht nur ins Stocken, sondern stellenweise gar zum Erliegen. Die Gäste versuchten viel, doch nichts fruchtete. So generierten der vorne wie hinten starke Lukas Gümbel & Co. etliche Ballgewinne, kamen danach entweder über die erste oder zweite Welle oder durch den schnellen und von vielen Kreuzungen gekennzeichneten Positionsangriff zum Erfolg. Tor um Tor zogen die Hausherren davon, Linkshänder Nedim Hadzic vollendete aus dem Rückraum einen 6:1-Lauf zum 24:18 (46.), ehe es nach 20 perfekten Minuten 26:18 (50.) stand.    Am Ende wird es nochmal spannend Dann passierte, womit wohl niemand mehr gerechnet hatte: Die Partie kippte. War es Leichtsinn? Oder Unerfahrenheit? Weber zuckte mit den Schultern. "Ich kann es nicht erklären", sagte er. Seine Truppe erlaubte sich überhastete und viel zu schnelle Abschlüsse, statt den Ball laufen zu lassen, schluckte einen Gegenstoß nach dem anderen und blieb zehn Minuten ohne Tor. In Windeseile schmolz der deutliche Vorsprung, zweieinhalb Minuten vor Schluss verkürzte Leutershausen auf 24:26, traf 23 Sekunden vor Ende sogar zum 25:26-Anschluss. Ehe die HSG den Sieg doch noch über die Zeit zitterte und mit der Sirene zum 27:25-Endstand traf.
 Wetzlar U23: Kaiser, Cvetkovski (1) - Wallwaey (1), Gümbel (6), Lindenstruth (3), Ian Weber, Schwalbe, Hadzic (2), Kraft, Okpara (1), Waldgenbach (5), Rüdiger (1), Ludwig (7/4).
Leutershausen: Hübe, Döding - Felix Jäger, Bernhardt, Schwarz, Rolka (4), Stippel, Philipp Jäger (3), Ruß (4/3), Cirac (2), Gasser (3), Wagner (5), Seganfreddo, Pauli (4/2).
Schiedsrichter: Bona/Frank (Rade) - Zuschauer: 180 - Zeitstrafen: Wetzlar U 23 fünf (Gümbel eine, Schwalbe zwei, Kraft, Okpara), Leutershausen sechs (Bernhardt, Rolka, Stippel, Philipp Jäger, Ruß, Cirac, Wagner).