Thomas Weber hatte Spendierhosen an. "Heute dürfen die Jungs mal zwei Bier trinken", grinste der U23-Trainer, nachdem seine Mannschaft die Saisonpunkte neun und zehn eingefahren hatte. Was eng mit der Defensivtaktik der Grün-Weißen zusammenhing. Denn die Bundesligareserve operierte über den größten Teil des Spiels mit einer doppelten Manndeckung für Nußlochs Torjäger Kevin Bitz sowie den Ex-Kieler Christian Zeitz. "Damit", konstatierte der im zweiten Abschnitt bärenstarke HSG-Mittelmann Ian Weber, "haben wir sie vor eine Aufgabe gestellt." Trainer Weber befand: "Das war ein Risiko, aber der Kampf der Jungs war super." Dass Bitz und Zeitz blass blieben und zusammen gerade einmal sieben Tore erzielten, beweist den Erfolg der Maßnahme.
Dennoch lief Wetzlar früh einem Rückstand hinterher. Denn die Fehlwürfe des Gastgebers nutzte Nußloch gnadenlos für einfache Gegenstoßtore, erspielte sich deshalb eine 11:6-Führung (16.). Weil der nach 19 Minuten eingewechselte Keeper Jane Cvetkovski (zehn Paraden) sofort im Spiel war und einige Bälle abwehrte, reduzierte die HSG den Rückstand bis zur Pause auf 12:14.
Ihren Spielstil behielten die Grün-Weißen auch im zweiten Durchgang bei. Eine aufopferungsvolle Deckung, dazu ein bedächtiger Spielaufbau, um die Fehleranzahl möglichst niedrig zu halten. Aber: Die Wurfquote stieg deutlich an, der Rückraumlinke Torben Waldgenbach sowie Mittelmann Ian Weber (beide acht Tore) zündeten ein echtes Feuerwerk. Damit kam Nußloch kaum noch zu Gegenstoßtoren - und im Positionsspiel agierten die Süddeutschen erschreckend uninspiriert. "Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen, haben im Angriff viel zu viele technische Fehler gemacht und uns unvorbereitete Würfe genommen", kritisierte SG-Trainer Christian Müller. Nicht einmal der in Hälfte zwei dauerhaft eingesetzt siebte Feldspieler half wirklich.
Mit einem 3:0-Lauf in Überzahl glich die HSG die Partie zum 19:19 (43.) aus, danach ließ sich der Aufsteiger nicht mehr abschütteln. Rückraumakteur Weber besorgte beim 25:24 (53.) die Führung für seine Farben. Als dann Wetzlars Torwart Cvetkovski erst nach einer Parade zum 28:26 (58.) ins leere Tor traf und Nußloch in der Folge noch zwei Mal scheiterte, war der Sieg perfekt. Trainer Weber analysierte: "Wir haben es geschafft, dass Bitz und Zeitz nur wenige Tore gemacht haben, waren vorne diszipliniert und hatten eine hohe Qualität im Abschluss."
* Wetzlar: Kaiser, Cvetkovski (2/ab 19.), F. Gümbel (n.e.); Wallwaey, L. Gümbel (1), Lindenstruth (1), I. Weber (8), Schwalbe (2), Hadzic, T. Weber (2), Kraft (2), Okpara, Waldgenbach (8), Ludwig (2/1).
Nußloch: M. Bitz, Lieb (ab 45.); Kuch, Crocoll, Müller (6), Zeitz (3), Geppert (2), Gäßler (2), M. Schmitt, Buse, K. Bitz (4), N. Schmitt (2), Herrmann (8/4), Petroczi.
Schiedsrichter: Kijowsky/Strüder (Bodenheim) - Zuschauer: 450 - Zeitstrafen: 2:4 Minuten - Siebenmeter: 1/1:5/4.
23.10.2018