Um den Erfolg der Wetzlarer Bundesligareserve zu verstehen, muss man ganz zwangsläufig auf das Zahlenwerk blicken. 570 Gegentore in 25 Spielen hat die HSG kassiert, das sind läppische 22,8 pro Partie und es ist der mit Abstand niedrigste Wert in der Oberliga. Diese Defensivstärke, keine Frage, ist die Basis des grün-weißen Aufstiegs. "Damit", sagt Rückraumspieler Hendrik Schreiber, "hat man die Chance, ganz weit oben mitzuspielen."
Dass Wetzlars Deckung häufig einem Bollwerk ähnelt, hat wiederum verschiedene Gründe. Einer davon: Till Klimpke. Der 20-jährige Torwart ist der Fels in der Brandung, hält nicht nur die haltbaren Bälle, sondern nimmt dem Gegner regelmäßig massig freie Chancen weg. Beim Meisterstück in Kleenheim überragte Klimpke mit 21 Paraden. Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass er der U23 in der nächsten Saison nicht mehr zur Verfügung steht, sondern ausschließlich zum Bundesligateam gehören wird.
Dazu ist die Defensivformation variabel, die HSG kann gleichermaßen in einer 3:2:1 mit dem wieselflinken Lukas Gümbel auf der vorgezogenen Position oder in einer 6:0 mit dem robusten Innenblock Hendrik Schreiber/Maduwuike Okpara agieren. Und damit, wenn die Intensität stimmt, jedem Gegner das Leben schwer machen. Einfache Gegenstoßtreffer sind die logische Konsequenz.
Außerdem: "Wenn es im Angriff mal nicht so läuft, sind wir individuell so gut besetzt, dass immer einer übernehmen kann", erklärt Schreiber. Etwa er selbst. Bis Mitte Oktober war der 19-Jährige aufgrund einer Lungenentzündung ausgefallen, blühte im Laufe der Rückrunde auf und riss das Spiel immer mehr an sich.
Bemerkenswert war, mit welcher Konstanz Wetzlars U23 durch die Rückrunde marschierte. Die Bilanz vor dem letzten Spieltag: Zwölf Spiele, zwölf Siege, zumeist völlig ungefährdet. "Wir haben eigentlich die ganze Saison konstant gut gespielt", findet der erstligaerprobte Rückraumakteur Fabian Kraft. Erstaunlich auch, dass auf der Zielgeraden nie Nervosität aufkam, sondern alle Hürden weitgehend souverän übersprungen wurden. Wetzlars Geschäftsführer Björn Seipp meint: "Es war wichtig, dass die A-Jugendlichen letztes Jahr Erfahrung in der Oberliga gesammelt haben, sie mussten dieses Jahr kein Neuland betreten. Dass wir dann spieltechnisch und athletisch über die Qualität verfügen, Meister zu werden, wussten wir."
Nun also Liga drei. Dort, das ist klar, weht ein anderer Wind. "Körperlich", sagt Jugendkoordinator Andreas Klimpke, "müssen wir einiges draufpacken." Der 45-Jährige hatte den Zug auf die Gleise gesetzt, musste sein Traineramt bei der U23 Anfang März jedoch aus gesundheitlichen Gründen abtreten. Thomas Weber übernahm, vollendete das Werk. Und wird bleiben. "Es hat sich bewährt, Thomas kommt bei der Mannschaft gut an", erklärt Seipp.
Auch in der nächsten Saison wird Weber deshalb sowohl die Zweitvertretung als auch die A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft trainieren. "Die 3. Liga wird eine schwierige Aufgabe", blickt Weber, dessen Team bereits in der Oberliga fünf Mal pro Woche trainiert, voraus. Für die HSG ist es dennoch ein bedeutsamer Schritt. "Die Talente, die wir ausgebildet haben, mussten wir immer zu anderen Drittligisten schicken", sagt Klimpke. "Jetzt haben wir das im eigenen Stall. Darauf haben wir ganz lange hingearbeitet." Das Ziel eine Etage höher ist bereits klar umrissen. Seipp befindet: "Mit den jungen Spielern wird es darum gehen, die Klasse zu halten. Das wird eine Riesenherausforderung."
Deshalb basteln die Verantwortlichen nun an der Mannschaft für die nächste Saison. Zwei Neuzugänge für den Rückraum stehen bereits fest: Vom Drittligisten TG Hochdorf kommt als Rückkehrer Torben Waldgenbach, vom Oberligisten SG Kleenheim Torben Weinandt. Ebenfalls neu ist Torwart Nils Kaiser vom Landesligisten Linden. Gesucht wird noch nach einer Verstärkung im rechten Rückraum.
Zunächst aber soll die Saison am morgigen Freitagabend (20.30 Uhr) gegen Rot-Weiß Babenhausen meisterlich beendet werden.
03.05.2018